Die Erholungseffekte nach dem durch den Untergang der Credit Suisse bedingten Reputationseinbruch der Schweizer Wirtschaft haben sich im Jahr 2024 weiter verstärkt: Der Swiss Economy Reputation Index (SERX) steigt im 1. Quartal 2024 um +2.3 Indexpunkte und liegt neu bei 94.8 Punkten (Seite 5).

Die kräftige Reputationserholung ist vor allem auf eine verbesserte funktionale Perspektive zurückzuführen (Seite 7). Haupttreiber war dabei die Perzeption der Jahreszahlen 2023, die vor allem für finanzwirtschaftliche Unternehmen wie Nationale Banken und Versicherer mit überwiegend positiven Effekten verbunden war. Disparater fallen diese Effekte dagegen bei den realwirtschaftlichen Sektoren aus (Seite 8). Während die Jahresergebnisse bei Sektoren wie Bau, Detailhandel, Dienstleistungen, Luxusgüter und Verkehr meist positiv aufgenommen werden, fallen die Bewertungen bei Chemie, IT, Nahrung und Industrie (Swiss-Steel-Krise) heterogener aus.

Der Impact sozialmoralischer Ereignisse auf die Reputation der Schweizer Wirtschaft bleibt insgesamt zwar überschaubar, dennoch erzielen vereinzelte Skandale nach wie vor eine grosse Beachtung. So wird der öffentliche Diskurs erneut von der Benko-Affäre dominiert (Seite 6), die – ausgehend von der Finanzbranche – immer mehr Sektoren infiziert und eine stark negative Wirkung auf die Reputation der Schweizer Wirtschaft ausübt. An Bedeutung gewonnen hat auch wieder die Diskussion über Managerlöhne. Während das Issue in den letzten Jahren eher niederschwellig bewirtschaftet wurde, hat der CS-Untergang zu einer neuerlichen Skandalisierung der Gehälter insbesondere von Bank-Managern wie UBS-Chef Ermotti geführt. Auch die Vorwürfe an Temenos wegen angeblich manipulierter Gewinne prägten den öffentlichen Diskurs stark, mit sehr negativen Effekten für das Unternehmen selbst.

SERX 1Q2024 Aufsteiger Absteiger Reputation Beachtung

Die Abbildung zeigt diejenigen Unternehmen mit den stärksten Resonanzveränderungen im ersten Quartal 2024 (Zu- bzw. Abnahme in Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal).

Lesehilfe: Gegenüber dem Ende des Vorquartals hat sich im 1. Quartal 2024 die mediale Beachtung für die Credit Suisse deutlich – nämlich um 3.1 Prozentpunkte – zurückgebildet.

Von zentraler Bedeutung für die Reputationskonstitution der Schweizer Wirtschaft bleiben strategische Fragen. Mit der Neuausrichtung der Migros, den Machtkämpfen bei Swiss Steel und Software One, den Kaufabsichten der Swisscom in Italien, dem Verkauf des Nordamerika-Geschäfts bei Holcim sowie dem Börsengang von Galderma erhalten Strategie-Issues einen sehr hohen Stellenwert. Aufgrund diverser Zukäufe bleibt auch die Pharmabranche stark durch Strategiefragen geprägt (Seite 6).

Im Branchenranking konnten die Nationalen Banken ihre führende Stellung weiter ausbauen und rangieren deutlich vor der Maschinenindustrie. Auf Kosten der Versicherer auf Platz drei liegt neu die Pharmabranche. An positivem Impact eingebüsst hat dagegen der Sektor Nahrung, der aufgrund von Kinderarbeit und tiefen Löhnen bei ihren Kakao-Lieferanten sowie verbotener Aufbereitungsmethoden beim Mineralwasser (Nestlé) grösseren Skandalisierungen ausgesetzt war.

Trotz starken Erholungseffekten bleiben die Globalen Banken deutlich abgeschlagen am Schluss des Rankings (Seite 9). Ein Jahr nach dem CS-Untergang hat nun auch die Grossbankenregulierung wieder stark an Bedeutung gewonnen.

SERX – Swiss Economy Reputation Index

Der aus über 200 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete Reputationsindex Schweizer Wirtschaft (SERX) zeigt auf konsolidierter Basis, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren über die Zeit entwickelt. Aufgrund der sedimentierten Verrechnungsweise (Sedimented Reputation Index®) und der breiten, auf Tagesbasis ermittelten Bewertungsgrundlage (pro Tag werden auf sedimentierter Basis durchschnittlich rund 20’000 reputationsrelevante öffentliche Beiträge verrechnet) ist der SERX ein valider Indikator für die öffentliche Akzeptanz der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren.