Der Swiss Economy Reputation Index (SERX) fällt im 2. Quartal 2023 um weitere -1.2 Indexpunkte und liegt neu bei 91.0 Punkten. Damit hat der SERX seit seinem Höchststand von April 2022 fast 14 Indexpunkte verloren.

Erneut ist ein Grossteil des Rückgangs auf die in Folge des CS-Untergangs entstandenen Einbussen der Finanzwirtschaft (resp. der globalen Banken) zurückzuführen. Fortgesetzt, aber gegenüber den Vorquartalen weniger ausgeprägt, hat sich auch der Negativtrend bei realwirtschaftlichen Unternehmen (Seite 7).

Gleichzeitig zeigt sich, dass die bei der Zwangsübernahme der Credit Suisse von Bund, SNB, Finma und UBS eingeleiteten Massnahmen mittlerweile zu einer gewissen Stabilisierung der Reputationseffekte geführt haben. Nach der starken CS-Fokussierung im ersten Quartal verlagerte sich danach der Blick auf UBS. Dominierte Anfang April noch eine sehr kritische Begleitung die Übernahme, fokussierte die Berichterstattung mit zunehmender zeitlicher Distanz auch auf positive Aspekte der Transaktion («UBS wird dank CS-Übernahme Rekordgewinn erzielen»; SRF 17.5.2023) bzw. die sich anbahnende vollständige Integration: «Ermotti bekräftigt Zuversicht» (FuW, 19.6.23).

SERX-Reputationsverlauf Finanzwirtschaft Realwirtschaft

Die Abbildung unterteilt die Berichterstattung zu den 212 Schweizer Unternehmen des SERX in die Metasektoren Real- und Finanzwirtschaft und zeigt die Reputationsentwicklung für beide Sektoren.

Stärker ausgeprägt als zu Beginn der Finanzkrise dominierte bisher eine Perspektive, wonach die Gründe für den Untergang der Credit Suisse vor allem im funktionalen Versagen zu suchen seien (Seite 6). Die in der sozialen Reputation zusammengefassten moralischen und regulatorisch-politischen Aspekte spielen zwar über die Bildung einer entsprechenden Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) sowie die wieder stärkere Debatte um die Managerlöhne auch eine gewisse Rolle, dürften aber erst mit Beginn der effektiven PUK-Arbeiten wieder eine stärkere Bedeutung erhalten.

Profiteure des CS-Untergangs sind in erster Linie die nationalen Banken, die von positiven Kontrastierungseffekten sowie Neukunden und Neugeldern profitierten und ihre Spitzenposition im Sektor-Ranking verteidigen konnten (Seite 8). Als Zweitrundeneffekt führt dies allerdings dazu, dass sich die moralischen (z.B. Managerlöhne) wie auch regulatorischen (z.B. Eigenmittel, Notfallpläne) Erwartungen an die nationalen Banken erhöhen.

Prominent verhandelt wurde im 2Q2023 der reputationsseitig wiedererstarkte Detailhandel. Trotz Kritik an zu hohen Bio-Preisen überzeugte der Sektor mit guten Jahreszahlen sowie einer strategisch wieder an Fahrt gewinnenden Migros. Nach durchzogenen Jahresergebnissen konnte auch die Maschinenindustrie ihre Reputation im 2Q2023 wieder deutlich verbessern. Dies dank mehrheitlich erfreulichen Finanzzahlen zum 1Q2023.

Reputationsseitig unter Druck bleibt der Mediensektor. Stark und mit negativen Effekten thematisiert wurden vor allem die Berset-Ringier-Affäre, der Hackerangriff auf NZZ und CH Media sowie die Canonica-Affäre (TXGroup). Gleiches gilt für den Sektor Verkehr, wo vor allem die SBB negative Resonanz erzeugte (Überwachung Bahnhöfe, Fahrplanwechsel, Cyber-Angriffe).

SERX – Swiss Economy Reputation Index

Der aus 212 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete Reputationsindex Schweizer Wirtschaft (SERX) zeigt auf konsolidierter Basis, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren über die Zeit entwickelt. Aufgrund der sedimentierten Verrechnungsweise (Sedimented Reputation Index®) und der breiten, auf Tagesbasis ermittelten Bewertungsgrundlage (pro Tag werden auf sedimentierter Basis durchschnittlich rund 20’000 reputationsrelevante öffentliche Beiträge verrechnet) ist der SERX ein valider Indikator für die öffentliche Akzeptanz der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren.