SERX trotz Ukraine-Krieg auf höchstem Stand seit Oktober 2007

Nach einem durchzogenen 4Q2021 zeigt sich die Reputation der Schweizer Wirtschaft im ersten Quartal 2022 wieder deutlich verbessert: Der SERX gewinnt 1.7 Indexpunkte hinzu und liegt neu bei 103.7 Punkten und damit auf dem höchsten Stand seit Oktober 2007

Diese, angesichts von Inflations- und Zinsängsten, Unsicherheiten nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges sowie resonanzstarken Negativereignissen bei Credit Suisse (Rücktritt VRP, Gewinnwarnung, «Suisse-Secrets»-Datenleck u.a.m.) und Raiffeisen (Vincenz-Prozess), überraschend positive Entwicklung ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen:

• Bis auf wenige Ausnahmen (insb. Credit Suisse, Clariant, Dufry, Flughafen Zürich, SBB, Alpiq) präsentiert die Mehrheit der Schweizer Unternehmen positiv aufgenommene Jahres- bzw. Quartalsergebnisse.
• Der öffentliche Fokus auf die überstandene Coronakrise verstärkt diese Positivperspektive zusätzlich (u.a.: «Corona-Nachholeffekte beflügeln», «mehr Gewinn trotz Corona»).
• Inflationssorgen, Zinswende, Lieferengpässe und steigende Energiepreise aufgrund des Ukraine-Krieges belasten übergeordnet zwar die konjunkturellen Aussichten der Wirtschaft, vermögen auf Ebene Einzelunternehmen die meist positive Grundstimmung vorerst aber nicht fundamental zu verändern.

Für die Robustheit der aktuellen Reputation der Schweizer Wirtschaft spricht zudem, dass der Ukraine-Krieg bei der Mehrzahl der untersuchten Sektoren zwar für in der Tendenz negative Auswirkungen sorgt (siehe dazu Seite 12), diese aber ebenfalls nicht ausreichen, um die positive Grundstimmung grundsätzlich umzukehren.

Im Kontext des Ukraine-Kriegs werden vor allem die Sektoren ‘Nahrung’ und ‘Rohstoffe’ überdurchschnittlich stark an den «Russland-Pranger» gestellt, während Sektoren wie ‘Verkehr & Logistik’ und Life Science’ deutlich weniger als sonst und mit positiven Effekten verhandelt werden. Resonanzstärkster Sektor bei insgesamt mehrheitlich negativen Bewertungen sind auch im Ukraine-Kontext die ‘Globalen Banken’.

Die Grafik links zeigt, wie stark die einzelnen Sektoren im Kontext des Ukraine-Krieges exponiert sind (sedimentierte Resonanz in %). Lesehilfe: Von der gesamten Thematisierung der Schweizer Wirtschaft im Kontext des Ukraine-Krieges entfallen 15.3% auf den Sektor ‚Nahrung‘. Die Grafik rechts zeigt für den jeweiligen Sektor die Reputationseffekte im Kontext des Ukraine-Kriegs. Lesehilfe: Der Sektor ‚Nahrung‘ erzielt im Kontext des Ukraine-Kriegs per angezeigtem Stichtag einen SRI®-Wert von -4.5.

Der SRI® ist eingepasst in eine Skala von +100 (ausschliesslich positive Bewertungen) bis –100 (ausschliesslich negative Bewertungen).

Die Maschinenindustrie hat ihre Spitzenposition im Branchenvergleich gehalten, da die Unternehmen trotz Lieferengpässen und steigenden Materialpreisen mehrheitlich überzeugende Jahreszahlen präsentieren konnten (siehe dazu Seite 10). Dahinter folgen mit leicht verbesserten Werten ‘Life Science’ (gute Performance), ‘Bau & Immobilen’ (positive Jahreszahlen, wenig Exposure im Ukraine-Kontext), ‘Versicherer’ (Erholungseffekte nach Coronakrise) sowie ‘Luxusgüter’ (stark verbessert nach Coronakrise, Schaffung neuer Arbeitsplätze).

Reputationsverluste hinnehmen mussten demgegenüber die Sektoren ‘Nahrung’ (Ukraine), ‘Chemie’ (Margendruck, Bilanz-manipulation bei Clariant) und ‘Energie’ (Ukraine, Liquiditäts-probleme bei Alpiq). Die neuerlichen Reputationsverluste der ‘Globalen Banken’ sind ausschliesslich auf die Credit Suisse («Credit Suisse im Tal der Tränen») zurückzuführen.

Der Sektor-Impact zeigt, welche Auswirkungen ein einzelner Sektor auf die Reputation der Schweizer Wirtschaft als Ganzes hat und ist damit ein valider Indikator für die effektive Reputation der einzelnen Sektoren in der Schweizer Öffentlichkeit.