Reputationsverluste der Realwirtschaft weiten sich aus

Das sich verstärkt eintrübende Meinungsklima gegenüber der Realwirtschaft und die weiter nachlassenden Erholungseffekte auf Seiten der Finanzindustrie führen – nach zuletzt vier positiven Quartalen – erstmals wieder zu einer rückläufigen Reputation der Schweizer Wirtschaft.

Der Swiss Economy Reputation Index (SERX) fällt im 3. Quartal 2024 um -0.3 Indexpunkte und liegt neu bei 95.0 Punkten (Seite 5).

Auffällig ist insbesondere die anhaltende Negativentwicklung der Realwirtschaft. Ihre Reputation hat sich in neun der letzten zehn Quartale verringert. Erstmals seit Mai 2021 befindet sich damit die Reputation der realwirtschaftlichen Unternehmen insgesamt wieder im (leicht) negativen Bereich (Seite 8). Für diese belastete öffentliche Wahrnehmung verantwortlich zeichnen aktuell vor allem die Sektoren Luxusgüter, Verkehr, Medien, Nahrung, Energie und Detailhandel (Seite 10 – vgl. auch Abbildung unten).

Der Sektor-Impact zeigt, welche Auswirkungen ein einzelner Sektor auf die Reputation der Schweizer Wirtschaft als Ganzes hat und ist damit ein valider Indikator für die effektive Reputation der einzelnen Sektoren in der Schweizer Öffentlichkeit.

Lesehilfe: Ohne den Sektor ‘Globale Banken’ würde der Swiss Economy Reputation Index (aktuell 95.0) um 5.9 Indexpunkte höher ausfallen (linker Teil der Grafik). Der Impact dieses Sektors hat sich im 3Q2024 um 1.5 Indexpunkte verbessert (rechts).

Bei den Luxusgütern stand nach schlechten Quartalszahlen vor allem Swatch unter Druck («Von China-Krise stark belastet» – cash.ch 15.7.24), auch wenn die später wieder dementierten Pläne von Swatch-Chef Hayek über einen Börsenrückzug danach zu einer leichten Erholung führten. Für Unverständnis sorgte zudem der Hilferuf der Uhrenindustrie nach staatlicher und politischer Unterstützung, der heftige Kritik auch aus den eigenen Reihen auslöste (Seite 11).

Neben den Sektoren Verkehr (Finanzierungsorgen SBB, Kritik an Pünktlichkeit bei Swiss) , Medien (Sparprogramme Tamedia und SRG), Energie (Abfuhr für Axpo-Verträge in Schaffhausen) und Detailhandel (Preiskampf, Untersuchung Marktabsprache) stand erneut der Nahrungssektor im Zentrum öffentlicher Kritik. Dessen Reputation befindet sich seit Herbst 2023 in einer ausgeprägten Negativspirale (Seite 11), die sich aktuell aufgrund von schlechten Quartalszahlen, Klagen und v.a. des überstürzten CEO-Wechsels bei Nestlé weiter akzentuiert hat.

Umgekehrte Vorzeichen zeigen sich demgegenüber bei der Pharmabranche: Zwischen 2020 und 2022 noch teils kräftigen Reputationsverlusten ausgesetzt, gewann der Sektor danach kontinuierlich an öffentlichem Goodwill (Seite 11) und übernimmt im Branchenranking dank meist überzeugenden Quartalszahlen neu die Führung (Seite 10).

Gut positioniert bleiben auch die Nationalen Banken. Gegenüber den Höchstwerten von Anfang 2024 haben sie insbesondere aufgrund der Benko-Affäre indes deutlich an Boden verloren und ihre Spitzenposition im Branchenranking eingebüsst. Auf Rang drei folgen neu die Versicherer, die sich dank guten Quartalszahlen einen Rang verbessert haben.
Trotz anhaltend schwierigem Umfeld konnte sowohl die Maschinenindustrie wie der Bausektor die gesamthaft jeweils gute Reputation erfolgreich behaupten, auch wenn sich innerhalb dieser Sektoren teils deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen zeigen.

Erneut starke Erholungseffekte kennzeichnen die öffentliche Wahrnehmung der Globalen Banken. Der CS-Untergang verliert somit kontinuierlich weiter an negativem Impact.