Zur Prognosekraft der Reputation der Schweizer Wirtschaft für die Entwicklung der Schweizer Konjunktur.

In einem Beitrag der NZZ war kürzlich zu lesen: „Zur Analyse des Konjunkturverlaufs braucht es nicht unbedingt ein Bündel an Frühindikatoren. Eine Zeitung reicht – und ein Computer, der sie zu lesen versteht.“ (Quelle: NZZ, 6.3.2018 – „Was die Bank of England aus der Zeitung lernt“)

Obiger Thesen sind wir in einer kurzen Vertiefungsanalyse zum SERX für das 1. Quartal 2019 nachgegangen. Wir haben zu diesem Zweck die Reputation der Schweizer Wirtschaft in Beziehung mit der Konjunkturentwicklung der Schweiz (BIP – Quelle: Bundesamt für Statistik, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung) gesetzt. Im Zentrum stand dabei die Frage, ob sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang nachweisen lässt, zwischen der Reputationsveränderung der Schweizer Wirtschaft in einem Quartal und der zeitversetzten Änderung der BIP-Wachstumsrate.

Überprüft wurde die folgende Hypothese: Bei einer Reputationsverbesserung der Schweizer Wirtschaft in einem Quartal kommt es im Folgequartal zu einer positiven Änderung der BIP-Wachstumsrate; bei einer Reputationsver-schlechterung zeigt sich dagegen eine negative Änderung der BIP-Wachstumsrate im Folgequartal.

Die Befunde sind eindrücklich:

  • Seit 2006 zeigt sich in 70 Prozent aller Fälle eine Parallelität zwischen der Reputationsveränderung der Schweizer Wirtschaft in einem Quartal und der Veränderung der BIP-Wachstumsrate im Folgequartal (vgl. untenstehende Abbildung).
  • D.h. wenn sich die Reputation der Schweizer Wirtschaft in einem Quartal verbessert, beschleunigt sich in sieben von zehn Fällen im Folgequartal auch das BIP-Wachstum (und vice versa).
  • Die Reputationsveränderung der Schweizer Wirtschaft verfügt somit über eine statistisch signifikante Prognosekraft für die Entwicklung der Schweizer Konjunktur.
  • Der Kontrollvergleich der Reputationsveränderung mit einer gleichzeitigen bzw. vorgelagerten BIP-Veränderung zeigen, dass dort der Zusammenhang nur in 50% der Fälle besteht, also rein zufällig ist..

Zu Abbildung und Methodik:

Die Abbildung zeigt die Veränderung der Reputation (SRI®) der Schweizer Wirtschaft in einem Quartal (t0 – dunkle Säulen) und zeitversetzt um ein Quartal die Änderung der BIP-Wachstumsrate (t+1 – helle Säulen). Die Symbole im oberen Bereich der Darstellung zeigen an, ob die Reputationsveränderung in einem Quartal, und die BIP-Veränderung im Folgequartal die gleiche Richtung aufweisen (Häkchen) oder gegenläufig sind (Kreuze).

Werte Reputationsveränderung (dunkle Säulen): Die Säulen zeigen an, ob sich die Reputation in einem Quartal verbessert oder verschlechtert hat. Bei einer Reputationsverbesserung in einem Quartal ist die Säule dunkelgrün eingefärbt; bei einer Verschlechterung der Reputation ist die entsprechende Säule dunkelrot gehalten.

Werte Änderung der BIP-Wachstumsrate (helle Säulen): Die Säulen zeigen an, ob sich im Folgequartal t+1 das BIP-Wachstum beschleunigt (hellgrün) oder verlangsamt (hellrot) hat. Der Wert ist somit immer um ein Quartal zeitversetzt.

Lesebeispiel: Im 2. Quartal 2018 ging die Reputation der Schweizer Wirtschaft um -2.2 Indexpunkte zurück. Der entsprechende Wert für das BIP zeigt, dass im Folgequartal (3Q18) das BIP-Wachstum von 0.7% auf -0.3% abnahm (-1,0 Prozentpunkte). D.h. es zeigt sich eine um ein Quartal versetzte Gleichläufigkeit.

Quelle BIP-Daten: Bundesamt für Statistik, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung.

SERX – Swiss Economy Reputation Index

Der aus 140 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete Reputationsindex Schweizer Wirtschaft (SERX) zeigt auf konsolidierter Basis, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren über die Zeit entwickelt. Aufgrund der sedimentierten Verrechnungsweise (Sedimented Reputation Index®) und der breiten, auf Tagesbasis ermittelten Bewertungsgrundlage (pro Tag werden auf sedimentierter Basis durchschnittlich rund 20’000 reputationsrelevante öffentliche Beiträge verrechnet) ist der SERX ein valider Indikator für die öffentliche Akzeptanz der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren.