Die Reputation der Schweizer Wirtschaft leidet im 3. Quartal 2020 unter einer sozial-moralischen Perspektive und gerät dadurch wieder unter Druck.

Die im SERX zusammengefasste Reputation der Schweizer Wirtschaft ist im 3. Quartal 2020 durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet:

  • Nach zwei Quartalen mit kräftigen Reputationsgewinnen hat sich die öffentliche Wahrnehmung gegenüber der Schweizer Wirtschaft im 3. Quartal 2020 wieder verschlechtert. Der SERX verlor 2.1 Indexpunkte und liegt neu auf einem Wert von 90.6 Indexpunkten.
  • Verantwortlich für diese Reputationsverluste waren zwar auch die vielfach negativen ökonomischen Auswirkungen der Coronakrise auf die Halbjahresergebnisse der Unternehmen, vor allem aber verdüsterte sich die soziale Bewertungsperspektive mit Bezug zur Wirtschaft markant.
Reputation Schweizer Wirtschaft im Verlauf

Die Abbildung zeigt die indexierte sedimentierte Reputationsentwicklung (SRI®) des SERX. Referenzpunkt für die Indexierung bildet der 1. Januar 2008. Der SRI® dient der Modellierung der historisch gewachsenen, im öffentlichen Gedächtnis verankerten Reputation.

  • Wurde im ersten Halbjahr die Frage, wie die Unternehmen in der Coronakrise zur Unterstützung des Standorts Schweiz beitragen, noch überwiegend positiv bewertet, so dominierten im 3. Quartal nun mehrheitlich negativ konnotierte sozial-moralische Issues das Meinungsklima.
  • Neben nationalen Ereignissen (so z.B. die Kartelluntersuchung der Weko gegen Detailhändler, das Wiederaufflammen der Vincenz-Affäre sowie die Verfahrenseröffnung der Finma gegen die Credit Suisse im Kontext der Beschattungsaffäre Kahn) skandalisierten die Schweizer Medien – wohl auch mit Blick auf die anstehenden Abstimmungen von Konzernverantwortungs- und Kriegsgeschäften-Initiativen – verstärkt internationale Ereignisse mit Bezug zur Schweizer Wirtschaft.
  • Fokussiert wurde dabei häufig auf als rechtlich und moralisch fragwürdig beurteilte Aktionen von Schweizer Unternehmen bzgl. Ökologie (u.a. Finanzierung Ölförderung im Amazonas, Palmöl-Sünder, Export verbotener Pestizide, gesundheitsgefährdende Schwefelabgase in Glencore-Mine in Sambia), Menschenrechten (LafargeHolcim in Burma) oder ethischen Verhaltens (Busse in Frankreich für Basler Pharma wegen überteuertem Medikament, Lücken bei Geldwäscherei-Bekämpfung der Schweizer Banken).
  • Im Branchenranking konnten die Versicherer – trotz starken Verlusten aufgrund der coronabedingten finanziellen Rückschlägen – ihre Top-Position ganz knapp behaupten. Auf Rang vier zurückgefallen sind die bisher zweitplatzierten Life-Science-Unternehmen. Aufgestiegen sind demgegenüber die Sektoren Maschinenbau – der sich trotz Coronakrise wirtschaftlich behauptet – sowie Nahrung, der trotz Krise mehrheitlich sein Wachstum weiter steigern konnte.
  • Verlierer auf Sektorebene sind – neben den erwähnten Life-Science-Unternehmen – die nationalen Banken sowie die Detailhändler. Die noch im ersten Halbjahr ausgeprägt positive Wahrnehmung im Kontext der unkomplizierten Abwicklung der Corona-Kredite wurde durch das Wiederaufflammen der Vincenz-Affäre bei Raiffeisen sowie unsichere Zukunftsperspektiven bei Postfinance überschattet. Der Detailhandel stand aufgrund der Weko-Ermittlungen und den drohenden Millionen-Bussen unter öffentlichem Druck.

SERX – Swiss Economy Reputation Index

Der aus 157 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete Reputationsindex Schweizer Wirtschaft (SERX) zeigt auf konsolidierter Basis, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren über die Zeit entwickelt. Aufgrund der sedimentierten Verrechnungsweise (Sedimented Reputation Index®) und der breiten, auf Tagesbasis ermittelten Bewertungsgrundlage (pro Tag werden auf sedimentierter Basis durchschnittlich rund 20’000 reputationsrelevante öffentliche Beiträge verrechnet) ist der SERX ein valider Indikator für die öffentliche Akzeptanz der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren.