Die öffentliche Wahrnehmung gegenüber der Schweizer Wirtschaft stand auch im 2. Quartal 2020 ganz im Zeichen der Coronakrise und war erneut durch kräftige Reputationsgewinne gekennzeichnet.
Die im SERX zusammengefasste Reputation der Schweizer Wirtschaft ist im 2. Quartal 2020 durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet:
- Reputationsbestimmend war wiederum die Frage, ob insbesondere Grossunternehmen ihre volkswirtschaftliche Verantwortung wahrnehmen, also mit welchen Aktivitäten genau sie zur Unterstützung des Standorts Schweiz beitragen. Den Schweizer Unternehmen gelang es bisher mehrheitlich, diese gesellschaftlichen Erwartungen zu bedienen, wie die verbesserte Sozialreputation zeigt.
Die Abbildung zeigt die indexierte sedimentierte Reputationsentwicklung (SRI®) des SERX. Referenzpunkt für die Indexierung bildet der 1. Januar 2008. Der SRI® dient der Modellierung der historisch gewachsenen, im öffentlichen Gedächtnis verankerten Reputation.
- Diese durch die Coronakrise ausgelöste veränderte Bewertungsperspektive führte insgesamt dazu, dass sich das Meinungsklima gegenüber der Schweizer Wirtschaft auch im zweiten Quartal des Jahres verbessert hat. Der SERX stieg – nach 1.9 Indexpunkten im 1. Quartal – um weitere 1.1 Punkte und liegt neu auf einem Wert von 92.8 Indexpunkten.
- Starke Reputationsgewinne verzeichnete wiederum die Finanzwirtschaft: Nach einem Plus von 2.8 Punkten im 1. Quartal fällt der Reputationszuwachs auch im 2. Quartal des Jahres mit +2.5 Indexpunkten substanziell aus. Vor allem die Banken profitierten von ihrer positiv bewerteten Rolle bei der Abwicklung der Corona-Notkredite sowie einer gegenüber den Vorjahren deutlich rückläufigen öffentlichen Skandalisierung.
- Gleichzeitig konnten die Versicherer – trotz teilweise starker Kritik im Kontext der als «kleinlich» apostrophierten Unterscheidung zwischen ‘Epidemie’ und ‘Pandemie’ – ihre Top-Position im Branchenranking verteidigen und zudem ihren relativen Beachtungsgrad dank verstärkten gesellschaftlichen Aktivitäten steigern.
- Neben den Versicherern bleiben auch die Life-Science- und die Maschinenindustrie gut positioniert, obwohl auch sie Reputationsverluste zu gewärtigen hatten. Während sich die Coronakrise bei der Maschinenindustrie zunehmend wirtschaftlich negativ manifestiert, schlagen im Bereich Life Science Rückschlage bei der Covid-19-Forschung, Kritik an den Managerlöhnen sowie Millionenbussen wegen Korruptionsfällen negativ zu Buche. Insgesamt werden mit Blick auf die Realwirtschaft – trotz umfangreichen Hilfspaketen – Sorgen bezüglich der künftigen wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise prägender.
- Deutlich an relativer öffentlicher Beachtung gewonnen hat der Detailhandel, dies allerdings auf Kosten einer sich weiter verschlechternden Reputation. Neben Vorwürfen wegen Preisdrückerei und Profiten auf Kosten der Steuerzahler waren einzelne Detailhandelsunternehmen auch verstärkt sozial-moralisch geprägter Kritik im Kontext der herrschenden Rassismus-, Klima- und Sexismusdebatten ausgesetzt.
Zur Publikation:
SERX – Swiss Economy Reputation Index
Der aus 157 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete Reputationsindex Schweizer Wirtschaft (SERX) zeigt auf konsolidierter Basis, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren über die Zeit entwickelt. Aufgrund der sedimentierten Verrechnungsweise (Sedimented Reputation Index®) und der breiten, auf Tagesbasis ermittelten Bewertungsgrundlage (pro Tag werden auf sedimentierter Basis durchschnittlich rund 20’000 reputationsrelevante öffentliche Beiträge verrechnet) ist der SERX ein valider Indikator für die öffentliche Akzeptanz der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren.