Nachlassende Erholungseffekte auf Seiten der Finanzindustrie sowie ein sich verstärkt eintrübendes Meinungsklima gegenüber der Realwirtschaft führen zu einer nur noch leicht verbesserten Reputation der Schweizer Wirtschaft.
Der Swiss Economy Reputation Index (SERX) steigt im 2. Quartal 2024 um +0.4 Indexpunkte und liegt neu bei 95.3 Punkten (Seite 5).
Das kollektive Gedächtnis ist zwar immer weniger durch den mit dem Untergang der Credit Suisse zusammenhängenden Reputationsmalus belastet, eine noch stärkere Reputationserholung des Finanzsektors verhinderte indes die für die UBS mehrheitlich negativ rezipierte Regulierungsoffensive des Bundesrates («Der Bund und die UBS liegen im Clinch» – Handelszeitung 21.05.2024) – (Seite 6).
Nach wie vor positiv – und damit höher als bei der Finanzindustrie – fällt die Reputation der realwirtschaftlichen Unternehmen aus (Seite 8 – vgl. auch Abbildung unten). Nach mittlerweile acht der neun letzten Quartale mit negativer Reputationsentwicklung sehen sich verschiedene realwirtschaftliche Sektoren nun aber mit einer deutlich kritischeren Wahrnehmung, insb. in strategischen und produktebezogenen Fragestellungen, konfrontiert.
Die Abbildung unterteilt die Berichterstattung zu den 220 Schweizer Unternehmen in die Metasektoren Real- und Finanzwirtschaft (Details siehe Seite 4). Die Abbildung zeigt für Real- und Finanzwirtschaft den Reputationsbeitrag (Contribution) an der Reputationsentwicklung des SERX im Zeitverlauf.
Von diesem eingetrübten Meinungsklima besonders betroffen sind mehrere gewichtige Sektoren: So leidet die Reputation des Detailhandels unter einem Transformationsprozess, der vor allem bei der Migros, nicht zuletzt aufgrund des anhaltenden Preisdrucks, zu grossangelegten Restrukturierungsmassnahmen geführt hat.
Reputationsseitig in einer Abwärtsspirale befindet sich auch der Telekombereich. Neben den kontrovers diskutierten Expansionsplänen in Italien ist die Swisscom auch aufgrund der Weko-Busse im Glasfaserstreit sowie wie alle Schweizer Anbieter aufgrund der hohen Roaming-Tarife negativ exponiert.
Eine sich verschlechternde öffentliche Wahrnehmung zeigt sich zudem bei den Sektoren Logistik (Filialschliessungen Post), Verkehr (Gewinnrückgang Swiss, Nahostkonflikt), Nahrung (magere Renditen, hohe Kakaopreise, soziale Kritik an Nestlé wegen gezuckerter Babynahrung und Trinkwassernutzung) sowie – trotz kurzfristig leicht verbesserter Werte – bei der IT & Informatikbranche (Machtkämpfe SoftwareOne, Temenos).
Im Branchenranking (Seite 9) ihre Führung knapp verteidigen konnten die Nationalen Banken, die in einem vergleichsweise ereignisarmen Quartal grösseren Konsolidierungseffekten sowie einigen Negativschlagzeilen im Benko-Skandal ausgesetzt waren. Auf Kosten der Maschinenindustrie neu an zweiter Stelle liegt die Pharmabranche, die vor allem dank guten Quartalszahlen von Novartis und Sandoz an Reputation gewonnen hat. Trotz schwierigem Umfeld konnte die Maschinenindustrie ihre Reputation knapp halten. Sie profitierte vom überstandenen Machtkampf bei Swiss Steel sowie mehrheitlich positiv rezipierten Quartalszahlen.
Trotz starken Erholungseffekten bleiben die Globalen Banken am Schluss des Rankings und dominieren unverändert die mediale Agenda (aktuell etwa via Grossbankenregulierung).
SERX – Swiss Economy Reputation Index
Der aus über 200 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete Reputationsindex Schweizer Wirtschaft (SERX) zeigt auf konsolidierter Basis, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren über die Zeit entwickelt. Aufgrund der sedimentierten Verrechnungsweise (Sedimented Reputation Index®) und der breiten, auf Tagesbasis ermittelten Bewertungsgrundlage (pro Tag werden auf sedimentierter Basis durchschnittlich rund 20’000 reputationsrelevante öffentliche Beiträge verrechnet) ist der SERX ein valider Indikator für die öffentliche Akzeptanz der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren.