Der Postauto-Skandal – und die Folgen für die Reputation der Post

Der Postauto-Skandal hat für die Post ein historisches Reputationstief zur Folge. Die Post liegt nun auf dem letzten Platz des 129 Schweizer Unternehmen umfassenden Reputationsmonitors Wirtschaft von commsLAB und fög. Gleichzeitig haben auch weitere in den Skandal verwickelte Unternehmen wie die Aargauische Kantonalbank und KPMG teilweise markant an öffentlichem Ansehen eingebüsst. An der Spitze des Rankings ist ebenfalls ein Wechsel zu verzeichnen: Die Migros hat ihren Spitzenplatz von Ende 2017 per Mitte Juni 2018 an Swatch verloren.

Die Post hat im laufenden Jahr gegenüber Ende 2017 markant an Reputation verloren und liegt nun deutlich am Ende des 129 Schweizer Unternehmen umfassenden Reputationsmonitors Wirtschaft von commsLAB und fög. Verluste zu verzeichnen haben aber auch weitere in den Skandal involvierte Akteure wie die Aargauer Kantonalbank und KPMG.

Post im Vergleich zu anderen staatsnahen Betrieben

Staatsnahe Betriebe stehen allerdings generell bereits seit längerem im kritischen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Der aus den staatsnahen Unternehmen SBB, SRG und Swisscom gebildete Benchmark (blaue Kurve auf der nachfolgenden Grafik) zeigt, dass deren Reputation sich in den letzten zehn Jahren zwar leicht verbessert hat, sich diese gesamthaft aber stets im negativen Bereich bewegt. Der Clinch zwischen ökonomischen Ansprüchen und gesellschaftlichem Auftrag führt in der medialen Öffentlichkeit offensichtlich zu einer mehrheitlich negativen Beurteilung. Massgeblichen Anteil daran hat insbesondere der anhaltende politische Druck auf «staatsnahe Betriebe», ihre Leistungen vor dem Hintergrund der Kosten und der sich akzentuierenden finanziellen Verteilkämpfe adäquat zu rechtfertigen.

Der Sedimented Reputation Index® (SRI®) ermöglicht eine einzigartige Verbindung der Auswirkungen von Resonanz und Reputation in einem langfristigen Kontext. Der SRI® ist eingepasst in eine Skala von +100 (ausschliesslich positive Resonanz) bis -100 (ausschliesslich negative Resonanz). Das Verfahren dient der Modellierung der historisch gewachsenen, im öffentlichen Gedächtnis verankerten Reputation und erlaubt deren Darstellung bis auf Tagesbasis, analog zu einem Aktienkurs. Basis für den Errechnung des SRI® bildet die Analyse von rund 20 Schweizer Leitmedien.

Die Reputation der Post ist im laufenden Jahr nicht nur richtiggehend implodiert, sie kommt insgesamt auch deutlich unter den bisherigen Tiefstwert von 2010 zu Liegen (Rücktritt des damaligen Post-Präsidenten Claude Béglé nach dem kurz zuvor erzwungenen Abgang von CEO Michel Kunz). Im aktuellen Reputationszerfall subsummiert sind dabei – wie bereits 2009 – sowohl die in der Regel kritischer als der Gesamtkonzern beurteilten Leistungen des Top Managements (siehe nachfolgende Grafik), als auch das Narrativ der Abzockerei, welches insbesondere von Boulevardmedien wie dem Blick seit Jahren kontinuierlich bewirtschaftet wird. So ist etwa das Reputationstief von 2014 insbesondere auf die Preispolitik der Post zurückzuführen („Fertig mit Abzocken“ – Blick 22/01/2014).

Dass aber auch staatsnahe Betriebe wie die Post durchaus in der Lage sind in der Öffentlichkeit zu punkten, zeigt die vor allem in den Jahren 2015 und 2016 sehr positive Reputationsentwicklung der Post. Diese fusste primär auf folgenden drei Profilmerkmalen: Strategisch gut aufgestellt (Digitalisierung), volkswirtschaftlich verantwortlich (Projekt Cargo Sous Terrain) und finanziell erfolgreich (gute Performance Post und Postfinance).  

Bedeutung des Führungspersonal 

Nebenstehende Grafik zeigt den Einfluss der zentralen Führungspersönlichkeiten (Bundesrat, Verwaltungsratspräsident, CEO) der letzten Jahre auf die aktuelle Reputation der Post. Dabei zeigt sich, dass die Thematisierung aller untersuchten Protagonisten die Situation bei der Post zusätzlich negativ beeinflusst: Am stärksten durch die nun zurückgetretene Konzernchefin Sabine Ruoff, am wenigsten durch ihren direkten Vorgänger, Jürg Bucher.