Der SERX fällt im 1. Quartal 2023 um -7.9 Indexpunkte und verbucht damit den höchsten Quartalsverlust seit Beginn der Messung. Er liegt neu noch bei 92.2 Punkten . Der Grossteil dieses Rückgangs geht in Folge des Untergangs der Credit Suisse auf das Konto der Finanzwirtschaft (resp. der globalen Banken). Aufgrund des schwierigen ökonomischen Umfelds setzt sich gleichzeitig auch bei der Realwirtschaft der seit rund einem Jahr anhaltende negative Reputationstrend fort.
Der Niedergang der Credit Suisse bzw. die politisch verordnete Übernahme durch die UBS weckt Erinnerungen an die grosse Finanzkrise vor 15 Jahren und die damalige UBS-Rettung. Die Reputation der Schweizer Wirtschaft im allgemeinen wie auch diejenige der Finanzindustrie im speziellen erreichen bis jetzt aber noch nicht das Niveau des Tiefpunkts während der Finanzkrise. Folgende zwei Unterschiede sind zu nennen:
Erstens: Der Anfang 2009 einsetzenden Reputationserholung gingen sechs Krisenquartale mit kräftigen Reputationsverlusten voraus. Zwar beobachten wir auch aktuell eine seit rund einem Jahr negative Reputationsentwicklung der Schweizer Wirtschaft. Diese war aber – bis auf die Verwerfungen im jüngsten Quartal – eher von schleichender Natur.
Ein zweiter Unterschied zur Finanzkrise Ende der Nuller-Jahre ist, dass sich die gegenwärtige Krisenperspektive – bis jetzt – noch mehrheitlich auf den Credit-Suisse-Niedergang konzentriert. Vor 15 Jahren stand von den Schweizer Instituten zwar insbesondere die UBS im Auge des Sturms, aufgrund der Bankenkollapse im Ausland (v.a. Lehman Brothers) galten aber auch die anderen Banken sowie die Versicherer als gefährdet. Hinzu kamen – etwas zeitverzögert – auch negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft.
Aus aktuellem Anlass publizieren wir die CS-Reputationsentwicklung der letzten 25 Jahre (siehe Abbildung unten):
Die Grafik zeigt die sedimentierte Reputationsentwicklung (SRI®) der Credit Suisse, zusätzlich unterlegt mit den in den jeweiligen Perioden verantwortlichen CEO (hellgelb unterlegt) und Verwaltungsratspräsidenten (hellblau unterlegt). Im Kasten ist der SRI®-Schlusswert von Credit Suisse per ausgewiesenem Schlussdatum abgebildet. Der SRI® kann maximal die Werte +100 bis -100 annehmen.
Die Daten zeigen, dass die öffentliche Wahrnehmung der Credit Suisse bereits vor der Finanzkrise – in der Ära von Lukas Mühlemann – stark negative Tendenzen auswies. Damals hatten die gescheiterte Allfinanz-Strategie, die Kritik am Doppelmandat von Mühlemann sowie die Rolle beim Swissair-Debakel die Reputation der CS erodieren lassen.
Nach einer ausgeprägten Erholungsphase unter CEO Oswald Grübel griff ab 2008 eine bis heute ungebrochene Negativentwicklung. Diese erreichte 2014 in der Ära Dougan / Rohner einen zwischenzeitlichen Tiefpunkt, als sich die Bank in den USA aufgrund ihrer Geschäfte mit Steuerhinterziehern dazu bekennen musste, eine kriminelle Organisation zu sein.
In eigener Sache: Auf Anfang 2023 wurde der SERX von vormals 157 auf aktuell 212 Unternehmen erweitert. Zudem wurde die Anzahl der daraus gebildeten Sektoren von 18 auf 23 erhöht. Die detaillierte Übersicht zum neuen Untersuchungslayout findet sich auf Seite 4 der SERX-Publikation.
SERX – Swiss Economy Reputation Index
Der aus 157 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete Reputationsindex Schweizer Wirtschaft (SERX) zeigt auf konsolidierter Basis, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren über die Zeit entwickelt. Aufgrund der sedimentierten Verrechnungsweise (Sedimented Reputation Index®) und der breiten, auf Tagesbasis ermittelten Bewertungsgrundlage (pro Tag werden auf sedimentierter Basis durchschnittlich rund 20’000 reputationsrelevante öffentliche Beiträge verrechnet) ist der SERX ein valider Indikator für die öffentliche Akzeptanz der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren.