Die öffentliche Wahrnehmung gegenüber der Schweizer Wirtschaft steht im 1. Quartal 2020 ganz im Zeichen der Corona-Krise, dies insbesondere seit den vom Bundesrat Ende Februar 2020 verhängten Massnahmen (Veranstaltungsverbot) und der am 16. März erfolgten Ausrufung der «ausserordentlichen Lage».
Die im SERX zusammengefasste Reputation der Schweizer Wirtschaft ist im 1. Quartal 2020 durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet:
- War der Januar noch durch starke Reputationsgewinne in den Sektoren ‘Verkehr & Logistik’ (neue Passagierrekorde Swiss und Flughafen Zürich) sowie Pharma & Chemie (erfolgreiche Jahresresultate) geprägt, greift seit dem Aufkommen der alles dominierenden Berichterstattung rund um den Coronavirus eine fundamental andere Bewertungsperspektive.
Die Abbildung zeigt die Reputationsveränderung des SERX gemäss SRI® pro Monat. Lesebeispiel: Im März 2020 hat der SERX 0.8 SRI®-Indexpunkte gewonnen.
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Anders als bei der Finanzkrise von 2008 stehen diesmal nicht wirtschaftliche Verwerfungen (wie das Platzen der Immobilienblase in den USA) am Ursprung der Krise, sondern eine sich aufgrund des Coronavirus manifestierende weltweite Gesundheitskrise und erst nachgelagert die sich daraus ergebende Angst vor den wirtschaftlichen Folgen.
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Mit anderen Worten: Die Schuld an der aktuellen Krise wird aus öffentlicher Perspektive nicht einzelnen Wirtschaftssektoren oder gar Unternehmen angelastet, sondern als gesamtgesellschaftliches Problem verstanden. Unternehmen werden deshalb aktuell noch kaum nach den konkreten Folgen des Coronavirus auf die wirtschaftliche Situation, als vielmehr nach sozialmoralischen Gesichtspunkten beurteilt (z.B. Einhalten der Richtlinien des Bundesrates, Kulanz und Unterstützung gegenüber besonders betroffenen KMU).
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Profiteure dieser veränderten Bewertungsperspektive sind aufgrund ihrer zentralen Rolle bei der Abwicklung der milliardenschweren Corona-Notkredite in erster Linie die Banken und hierbei vor allem die national ausgerichteten Institute. Den insgesamt weiterhin top-reputierten Versicherer droht dagegen der Verlust ihres seit der Finanzkrise bestehenden Kontrastierungsvorteils («Banken vs. Versicherer: Für wen schlägt die Gunst der Stunde?» - finews.ch, 30/03/2020).
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Während die Sektoren ‚Life Science‘ und ‚Nahrung‘ ihre ohnehin schon gute Reputation halten resp. weiter ausbauen können, stehen neben den Versicherern auch die Maschinenindustrie (Auswirkungen Ölpreis-Einbruch und Corona-Krise), der Technologiesektor (Verstärkung Sonderprobleme u.a. bei AMS) sowie die Luxusgüterindustrie (Absatzprobleme nach Hongkong-Protesten und Coronavirus in China) unter Druck.
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Die durch die Coronakrise ausgelöste fundamental andere Bewertungsperspektive führt insgesamt dazu, dass sich das Meinungsklima gegenüber der Schweizer Wirtschaft in den ersten drei Monaten des Jahres verbessert hat. Der SERX stieg um satte 1.9 Punkte und liegt neu auf einem Wert von 91.4 Indexpunkten.
Zur Publikation:
SERX - Swiss Economy Reputation Index
Der aus 157 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete Reputationsindex Schweizer Wirtschaft (SERX) zeigt auf konsolidierter Basis, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren über die Zeit entwickelt. Aufgrund der sedimentierten Verrechnungsweise (Sedimented Reputation Index®) und der breiten, auf Tagesbasis ermittelten Bewertungsgrundlage (pro Tag werden auf sedimentierter Basis durchschnittlich rund 20’000 reputationsrelevante öffentliche Beiträge verrechnet) ist der SERX ein valider Indikator für die öffentliche Akzeptanz der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren.