Die Reputationswerte des Bundesrates haben sich im zweiten Quartal 2024 stabilisiert. Mit einem SRI®-Wert von -3.8 Indexpunkten bleibt die Wahrnehmung zwar leicht negativ, aber deutlich über den Vorjahreswerten. Zentrale Themen waren die Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock (positiv), die Asylpolitik (negativ) sowie die Grossbankenregulierung (positiv). Für viel Resonanz sorgten zudem das Armeebudget, das Strassburger Klimaurteil sowie die Diskussion um das dritte Geschlecht.
Berechnet wird die Reputation des Bundesrates mittels des von commsLAB und dem fög – Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich entwickelten Sedimented Reputation Index® (SRI®). Auf der Basis einer inhaltsanalytischen Erfassung und Bewertung der reputationsrelevanten Berichterstattung in Schweizer Leitmedien dient der SRI® der Modellierung der historisch gewachsenen, im öffentlichen Gedächtnis verankerten Reputation.
Wichtigste Reputationstreiber im 2. Quartal 2024
War die Reputation des Bundesrates im April (Asylpolitik, Klimaklage, Bundesfinanzen) und Mai (Asylpolitik, Armeebudget, Ukraine-Flüchtlinge) noch mehrheitlich negativ belastet, wirkten sich im Juni insbesondere die Bürgenstock-Konferenz sowie das Abstimmungswochenende (Energiegesetz, Gesundheits-Initiativen) positiv aus.
Positive Effekte für den Bundesrat erzeugten im zweiten Quartal des Jahres in erster Linie die resonanzstark rezipierte Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock, der Abstimmungssonntag vom 9. Juni sowie die Grossbankenregulierung.
Negative Effekte gingen demgegenüber vor allem von der Asylpolitik aus. Zuvor noch mehrheitlich positiv wahrgenommen, wird die Situation nun deutlich kritischer beurteilt. Neben politisch gefärbter Fundamentalkritik am zuständigen Bundesrat Beat Jans stand vor allem das Asyl-Schnellverfahren im Fokus des medialen Interesses. Weiterhin negativ wirkten zudem die Kontroverse um das Armeebudget, die EU-Politik sowie die Haltung zum Nahostkonflikt.
Die Grafik zeigt, über welche Themen der Bundesrat Resonanz fand (blaue Balken) und welche Bewertung damit verbunden ist (goldene Balken). Die Bewertung (Tonalität) umfasst Werte von -100 (alle negativ) bis +100 (alle positiv).
Beat Jans mit starken Reputationsverlusten
Im Zentrum der medialen Beachtung standen im zweiten Quartal 2024 Bundespräsidentin Viola Amherd (Bürgenstock) sowie die Bundesräte Cassis (Bürgenstock), Rösti (Energieabstimmung) und Jans (Asylpolitik). Deutlich weniger öffentliche Resonanz erzielten demgegenüber die Bundesräte Baume-Schneider (Gesundheitsinitiativen), Keller-Sutter (Grossbankenregulierung) und Parmelin (kaum medial präsent).
Deutlich an Reputation eingebüsst hat Beat Jans, während die übrigen Bundesräte ihre Reputation knapp halten oder verbessern konnten. Nach den Vorschusslorbeeren zum Amtsantritt und den mehrheitlich positiven Kommentaren zu seinen ersten 100 Tagen hat sich die Kritik an Bundesrat Jans im zweiten Quartal 2024 vor allem aufgrund der Asylpolitik deutlich akzentuiert, auch wenn er weiterhin an der Spitze des Rankings steht. Trotz Verbesserung dank der Bürgenstock-Konferenz bleiben Ignazio Cassis und Bundespräsidentin Viola Amherd am Ende des Rankings..
Die Grafik zeigt die Reputation (SRI®) der einzelnen Bundesräte per aktuellem Stichtag (linker Teil) sowie die Veränderung zum Vorquartal (rechter Teil).
Reputationsmonitor Bundesrat
Der Reputationsmonitor Bundesrat von commsLAB misst und analysiert in regelmässigen Abständen die Reputation des Bundesrats in Schweizer Leitmedien und zeigt auf, welche Themen sich dabei positiv oder negativ auf dessen Wahrnehmung auswirken. Mit dem Sedimented Reputation Index® (SRI®) verfügt commsLAB über ein einzigartiges Instrument für eine valide Reputationsmessung.
Die computerunterstützten manuellen Inhaltsanalysen von commsLAB basieren auf einem klar definierten, stabilen und bezüglich Sprachregionen und Verlagsvielfalt ausgewogenen Mediensample, womit auch Zeitreihenvergleiche möglich sind. Wissenschaftspartner von commsLAB ist das fög – Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich.